Ernährung bei Reizdarmsyndrom: Milch und Milchprodukte

Ernährung bei Reizdarmsyndrom: Milch und Milchprodukte

Milch und Milchprodukte sind eine wesentliche Quelle für Proteine, essenzielle Mineralien (insbesondere Kalzium) und Vitamine. Diese Nährstoffe spielen eine zentrale Rolle beim Aufbau und der Erhaltung starker Knochen sowie bei zahlreichen anderen Körperfunktionen. Ein Verzicht auf Milchprodukte kann deshalb zu einem Mangel an diesen wichtigen Nährstoffen führen, vor allem an Kalzium.

Was ist Laktose und wie wird sie verdaut?

Laktose, ein Zucker (Disaccharid), der in Milch und Milchprodukten vorkommt, wird im menschlichen Verdauungssystem durch das Enzym Laktase aufgespalten. Laktase wird im ersten Abschnitt des Dünndarms produziert und spaltet Laktose in zwei einfachere Zuckerarten – Glukose und Galaktose – auf, die anschließend vom Körper absorbiert werden. Funktioniert dieser Aufspaltungsprozess, gelangt Laktose nicht in die weiteren Abschnitte des Darms.

Laktose-Intoleranz: Diagnostik und Beschwerden

Laktose-Intoleranz entsteht, wenn das Verdauungssystem Schwierigkeiten bei der Verdauung von Laktose hat, was auf eine fehlende oder unzureichende Laktase-Enzymaktivität zurückzuführen ist. Dies kann zu Darmbeschwerden führen, insbesondere nach dem Konsum von Milchprodukten. Die Diagnose basiert auf dem Auftreten dieser Beschwerden nach Laktosekonsum im Vergleich zu einem Placebo und kann durch verschiedene Tests wie den Laktose-Atemtest, Laktose-Toleranztest, Dünndarm-Biopsie und genetische Tests bestätigt werden.

Die Symptome variieren und umfassen Bauchschmerzen, Durchfall, Verstopfung und Blähungen sowie systemische Beschwerden wie Kopfschmerzen und Müdigkeit, die typischerweise innerhalb von 30 Minuten nach dem Konsum auftreten, aber auch als Spätreaktionen erscheinen können, was die Diagnose erschwert. Die direkte Verbindung zwischen Symptomen und Laktosekonsum ist nicht immer ersichtlich, was die Diagnostik weiter kompliziert.

Das Auftreten von Symptomen bei Reizdarmsyndrom ist abhängig von der Laktosedosis und Verdünnung sowie von der restlichen Laktaseaktivität, Darmtransitzeit, Zusammensetzung der laktosespaltende Darmflora. 

Laktose-Intoleranz und Reizdarmsyndrom

Menschen mit Reizdarmsyndrom (RDS) haben öfter Probleme nach dem Verzehr von milchzuckerhaltigen Lebensmitteln, also Laktose, als andere Menschen. Obwohl Untersuchungen zeigen, dass die Schwierigkeit, Laktose zu verdauen – bekannt als Laktose-Malabsorption – bei RDS-Betroffenen genauso häufig ist wie bei gesunden Menschen, leiden RDS-Patienten dennoch öfter unter Beschwerden wie Bauchschmerzen oder Blähungen nach dem Essen von Milchprodukten. Dadurch verzichten sie oft mehr auf Milchprodukte, als es vielleicht nötig wäre. 

Empfehlungen der Leitlinien

Für RDS-Patienten empfehlen Leitlinien eine temporäre Laktose-Restriktion im Rahmen einer Low-FODMAP-Diät (bis zu 8 Wochen), gefolgt von einer schrittweisen Wiedereinführung, um die individuellen Toleranzgrenzen zu ermitteln. Eine komplette Eliminierung von Laktose ist selten notwendig. Laktosefreie oder pflanzliche Alternativen sowie fermentierte Milchprodukte können verträgliche Optionen sein.

Bedeutung fermentierter Milchprodukte

Fermentierte Milchprodukte wie Joghurt und Kefir können positive Effekte auf die Laktosetoleranz und die Linderung von RDS-Symptomen haben. Die enthaltenen lebenden Kulturen können die Darmgesundheit verbessern und die Verdauung von Laktose erleichtern.

Zusammenfassung

Es ist wichtig, die individuelle Reaktion auf die Laktose-Restriktion zu beobachten und Laktose nicht dauerhaft auszuschließen. Sollte keine Besserung innerhalb von maximal 10 Tagen eintreten, ist es ratsam, die Diät zu überdenken. Die Wiedereinführungsphase dient dazu, die verträgliche Menge an Laktose zu ermitteln und in die Ernährung zu integrieren. Die strikte Befolgung der Diätvorgaben kann eine Herausforderung darstellen. Informieren Sie sich über unsere Empfehlungen zur Einführung der Low-FODMAP-Diät, die Ihre Lebensqualität deutlich verbessern und die Einhaltung der Diät erleichtern kann.

 

Bitte informieren Sie sich über weitere Ernährungsempfehlungen bei Reizdarmsyndrom, insbesondere bezüglich Getreide, Hülsenfrüchten, Kohlenhydrate, sowie Tierische Proteine

Literaturquelle dieses Beitrags: Radziszewska, M. et al., 2023

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