Die Symptome eines Reizdarmsyndroms treten oft in Zusammenhang mit bestimmten Lebensmitteln auf, die reich an Kohlenhydraten und Histamin sind. Aus diesem Grund untersuchte eine Studie die Häufigkeit einer Lebensmittelintoleranz durch Selbstberichte von Patient:innen mit Reizdarmsyndrom. Das Ergebnis: Es besteht ein signifikanter Zusammenhang zwischen der Schwere der Reizdarmsymptome und der selbstdiagnostizierten Kohlenhydrat-Intoleranz. Patient:innen berichteten dabei von folgenden Unverträglichkeiten:
- 49 % der Patient:innen berichteten über eine Intoleranz gegenüber Milchprodukte,
- 36 % gegenüber Bohnen/Linsen,
- 28 % gegenüber Apfel,
- 24 % gegenüber Produkten aus Weizenmehl,
- 23 % gegenüber Pflaumen.
- 58 % gegenüber Histaminintoleranz wie gegenüber Wein, Bier, Salami, Käse
-
52 % gegenüber frittierten und fettreichen Lebensmitteln
Als logische Konsequenz wurden deshalb in vielen Studien ein Zusammenhang zwischen einer Kohlenhydrat-Reduktion und einer Linderung der RDS-Beschwerden untersucht. Besonders gute Ergebnisse erzielte dabei die niedrige FODMAP-Diät, deren Effizienz bei Patient:innen mit Reizdarmsyndrom bis 86 % liegt. Die Berufsvereinigung für Ernährungswissenschaftler in Großbritannien empfiehlt diese Diät als Zweitlinientherapie zur Behandlung von RDS. Da diese Diät-Maßnahme jedoch einen großen Einschnitt in das tägliche Leben darstellt, sollte die Intoleranz vorher eindeutig mithilfe von Kohlenhydrat-Atemtests bestätigt werden.
Die Diagnose von Lebensmittelintoleranzen
Leider weiß unser Gaumen nicht immer, was unserem Magen bekommt. Oftmals sehnen wir uns nach Milchschokolade, Pizza oder anderen Leckereien und bereuen es im Nachgang schnell. Denn bei bestimmten Lebensmitteln kommt es bei Betroffenen zu heftigen körperlichen Reaktionen und Verdauungsbeschwerden.
Dazu zählen zum einen Nahrungsmittelallergien, bei welchen unser Immunsystem anschlägt und selbst bei kleinsten Spuren heftige Symptome zeigt, und zum anderen Lebensmittelunverträglichkeiten, bei welchen der Körper bestimmte Stoffe nicht richtig verarbeiten und verdauen kann.
Eine Lebensmittelunverträglichkeit oder Lebensmittelintoleranzesteht, wenn bereits geringe Mengen bestimmter Nährstoffe zu körperlichen Beschwerden führen. Da diese Lebensmittel bei gesunden Menschen keine Reaktion auslösen würden, werden Ärzte die LMI rein klinisch ohne diagnostische Methoden diagnostizieren können. Der LMI liegen sehr oft messbare Ursachen zugrunde, wie ein Laktase- Aktivitätsmangel bei Laktose-Intoleranzen oder eine Störung der Aufnahmekanäle bei Fruktose- oder Sorbit-Intoleranzen. Die Störungen des Verdauungsprozesses hat eigenen Namen, nämlich Lebemsmittelmalabsorption (LMM). Die lässt sich mittels spezieller diagnostischer Methoden nachweisen, weshalb hier ein Atem-, Blut- oder genetischem Test zurate gezogen werden kann.
Zu den häufigsten Lebensmittelintoleranzen zählen die Kohlenhydrat- und Histamin-Intoleranz, anschließend folgen Intoleranzen gegenüber Lebensmittelstoffen und -chemikalien. Eine Kohlenhydrat-Intoleranz kann in folgenden Schritten diagnostiziert werden:
- Nachweis einer Malabsorption: Zum Beispiel mittels eines Wasserstoff-Atemtests.
- Nachweis einer Intoleranz: Durch Kohlenhydrate ausgelöste Beschwerden werden während eines Atemtests registriert und die Überempfindlichkeit des Magen-Darm-Systems (viszerale Hypersensitivität) untersucht.
- Positives Ansprechen auf eine Eliminationsdiät: Lebensmittel werden weggelassen, um die Reaktion des Körpers zu beobachten.
- Positiver Provokationstest: Lebensmittel werden hinzugefügt, um die Körperreaktion auf diese zu testen.
Die ersten zwei Schritte zählen zu den Screening-Methoden und klären den Nutzen von diätischen Maßnahmen. Die letzten zwei Schritte dienen hingegen der Diagnosesicherung (Bestätigungsmethoden).
Besonderheit der diagnostischen Vorgehensweise
Eigentlich sollten die Symptome selbst ausreichend sein, um eine Lebensmittelunverträglichkeit zu diagnostizieren. Kommt es regelmäßig zu Verdauungsbeschwerden nach dem Verzehr bestimmter Speisen, kann man seine Schlüsse daraus ziehen – das glaubt zumindest der Laie. Tatsächlich ist es jedoch nicht so einfach festzustellen, welche Bestandteile der Nahrung für die Symptome verantwortlich sind. Bei Intoleranz-Diagnostik können Diskrepanzen auftreten. Häufig zeigen Patient:innen bei einem negativen Wasserstoff-Atemtest trotzdem Symptome einer Intoleranz oder sie scheinen die Nahrungsmittel zu vertragen, haben jedoch ein positives Wasserstoff-Atemtestergebnis. Des Weiteren wird eine Intoleranz-Diagnose, welche durch einen Atemtest gestellt wurde, selten bestätigt, wenn die Eliminationsdiät und Provokationstests in der diagnostischen Vorgehensweise eingeschlossen werden.
Die Diskrepanzen kommen umso mehr vor, wenn zur Entscheidung einer Diät-Therapie nur das positive Ergebnis des Wasserstoff-Atemtests (Malabsorptionsdiagnostik) und nicht die Intoleranz-Symptome berücksichtigt werden. Das verfälscht nicht nur die Statistiken, sondern erschwert auch den Behandlungserfolg. Aus diesem Grund muss mehr Gewicht auf die Intoleranz-Symptomatik als Voraussetzung für ein erfolgreiches Ansprechen auf Diät-Maßnahmen gelegt werden.
Das Auftreten von Intoleranz-Symptomen hängt von mehreren Faktoren ab – wie z.B. der Kohlenhydrat-Dosis und deren Verdünnung in der Nahrung, der restlichen Aktivität der normalen Verdauungsfaktoren (u.a. Enzymaktivität), der Transitzeit der Nahrung im Magen-Darm-System sowie der Zusammensetzung der Kohlenhydrat-Verarbeitenden Darmflora.
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