Vitaminmangel

Vitamin B12

Der Mensch kann das Vitamin B12 nur mit der Nahrung aufnehmen. Die hauptsächlichen Vitamin B12-Quellen sind Nahrungsmittel wie Leber, Fleisch, Fisch, Milch, Käse und Eier. Die Absorption findet im Dünndarm statt. Die normale Funktion des Magens und der Bauchspeicheldrüse sind wichtig für die Aufnahme von Vitamin B12.

Ein Vitamin B12-Mangel entsteht in erster Linie bei mangelnder Aufnahme mit der Nahrung wie z.B. bei Vegetariern/Veganern oder bei älteren Menschen. Zudem tritt der Mangel oft auf bei Patienten mit Magenoperation, atrophischer Gastritis, Helicobacter pylori-Infektion, dauerhafter Verwendung von PPIs wie z.B. Omeprasol, chronischem Alkoholkonsum, Zöliakie, Parasiten sowie bei chronischen Krankheiten des Magen-Darm-Traktes und der Bauchspeicheldrüse. Bei etwa 5-20 % der älteren Erwachsenen kann ein leichter Vitamin-B12-Mangel festgestellt werden. Die Dünndarmfehlbesiedlung (SIBO) ist durch eine Überwucherung des bakterienarmen Dünndarms durch Dickdarmbakterien gekennzeichnet. Im Dünndarm nehmen die Dickdarmbakterien das Vitamin B12 vermehrt auf. Zusätzlich verursachen sie lokale Dünndarmentzündungen und stören damit die Vitamin B12 Aufnahme. Die Darmbakterien produzieren Folsäure, eine ungewöhnliche Kombination von erhöhter Konzentration der Folsäure bei gleichzeitig niedrigem Vitamin B12-Spiegel im Blut kann ein indirekter Hinweis auf SIBO sein.

Der Vitamin B12-Mangel durchläuft drei Stadien. Auf eine frühe negative Vitamin B12-Bilanz folgt ein sogenannter relativer Mangel, wenn der Vitamin B12-Speicher verbraucht ist. Das Stadium verläuft ohne Symptome über einen längeren Zeitraum. Darauf folgt der funktionelle Vitamin B12-Mangel. Hier steht nicht mehr genug Vitamin B12 für die physiologischen Prozesse zur Verfügung. In diesem Stadium können erste Beschwerden auftreten.

Häufig zeigen sich leichte neurologische Symptome wie Müdigkeit, eine verminderte Leistungsfähigkeit und andere psychologische Symptome. Da neurologische Schädigungen irreversibel sind, ist eine frühzeitige Diagnose eines Vitamin B12-Mangels wichtig, zumal durch eine entsprechende Supplementation mit Vitamin B12 die Beseitigung der metabolischen Störungen leicht möglich ist. Schwere neurologische Symptome und gastrointestinale Störungen können auftreten, wenn der Vitamin B12-Mangel seit einigen Jahren fortschreitet. Solche Symptome kommen jedoch relativ selten vor.

Folsäure

Folat ist die generelle Bezeichnung für das wasserlösliche Vitamin B9, das in vielen Nahrungsmitteln enthalten ist, z.B. in grünen Blättern, Hülsenfrüchten, Eigelb, Leber und einigen Zitrusfrüchten. Folat ist die aktive Form und im menschlichen Organismus von essenzieller Bedeutung für das normale Wachstum von Zellen und die Zellteilung. Das Folat kann vom Organismus jedoch nur schlecht aufgenommen werden. Folsäure ist ein synthetisches Produkt und bildet die stabilste Form des Vitamins und wird in dieser Form nahezu komplett aufgenommen.

Der Folat-Mangel ist bei der Bevölkerung in Europa weit verbreitet. Begünstigt wird er durch eine einseitige Ernährung ohne ausreichend frisches Obst und Gemüse. Die empfohlene tägliche Aufnahme für Folat ist auf 400 μg (für Schwangere auf 600 μg) diätetische Folat-Äquivalente festgesetzt worden. Die tägliche Folat-Aufnahme mit der Nahrung liegt in Mitteleuropa etwa zwischen 230 bis 280 μg, so dass ein großer Teil der Bevölkerung die erforderliche Menge nicht über die natürliche Ernährung erreicht. Außer Mangelernährung kann Folat-Mangel auftreten u.a. bei erhöhtem Bedarf (bei Schwangeren, Kinder), bei Alkoholkonsum, bei einer Malabsorption infolge einer Magen-Darm-Erkrankung oder bei einer medikamentösen Therapie, die die Folat-Aufnahme stört.

Bei Folsäuremangel können funktionelle Störungen auftreten, wie etwa ein zu hoher Homocysteinspiegel im Blut, Veränderung der Blutzellenmorphologie, neuronale Defekte bei Neugeborenen und neurologische Beschwerden bei Erwachsenen sowie Blutarmut. Der Folat-Speichermangel kann innerhalb von 3-4 Wochen zum Abfall der Folat-Konzentration und der roten Blutkörperchen im Blut führen, bereits nach 10-12 Wochen kommt es zu einer Störung bei der Bildung von Blutzellen und zur Blutarmut.

Vitamin-D

Der Vitamin-D3-Mangel ist derzeit weltweit stark verbreitet. In einer 2014 durchgeführten Studie wird geschätzt, dass etwa 37,3 % der Weltbevölkerung einen niedrigen Vitamin-D-Blutspiegel aufweist. Ein schwerer Vitamin-D3-Mangel, welcher bei einem Blutspiegel von <10 ng/ml definiert ist, wurde laut der Studie bei 6,7 % der Personen beobachtet. Die Gesundheitsgefährdung durch einen Vitamin-D3-Mangel betrifft vor allem den Muskel-Knochen-Stoffwechsel.

Die natürliche Vitamin-D-Synthese findet statt, wenn das Sonnenlicht auf die Haut trifft, genau genommen das ultraviolette B-Licht (UVB). Durch die Sonneneinstrahlung wird das inaktive Vitamin-D3 (Prävitamin D3) in seine aktive Form umgewandelt. Es ist dafür verantwortlich, die Aufnahme von Calcium über das Darmsystem und die Zurückgewinnung über die Nieren zu regulieren. Beim Vitamin-D3–Mangel und niedrigem Calcium-Wert im Blut wird Parathormon freigesetzt, welches die Calcium-Freisetzung aus den Knochen als Kompensation stimuliert, als Folge nimmt die Knochendichte bei chronischem Vitamin-D-Mangel signifikant ab.

Es wurde festgestellt, dass der Vitamin-D3-Mangel 40-60 % der Patienten mit chronischen Darmkrankheiten und Malabsorption u.a. mit Zöliakie, entzündlichen Darmkrankheiten wie Morbus Chron oder zystischer Fibrose betrifft. Bis zu 70 % der Patienten mit einer akuten Bauchspeichelentzündung entwickeln den Vitamin- D3-Mangel, wobei sich bei 40 % dieser Patienten ein schwerer Mangel nachweisen lässt. Die Häufigkeit von Vitamin-D-Mangel bei Patienten mit chronischen Darmerkrankungen geht eng mit einer erhöhten Häufigkeit von Osteoporose oder Frakturen einher. Das Vitamin-D3 ist zudem für die Aufrechterhaltung der Darmbarriere und Darmimmunität wichtig.

Die normale Vitamin-D3 Konzentration liegt laut Leitlinien bei >75 nmol/l. Ein Vitamin-D3-Mangel liegt vor, wenn der Wert von 50 nmol/l unterschritten wird. Der Bereich zwischen diesen beiden Werten wird als insuffiziente Vitamin-D3-Konzentration bezeichnet.

Es gibt zwei natürliche Vitamin-D-Quellen für den menschlichen Körper: Vitamin D in Lebensmitteln und Vitamin D3, das durch Sonneneinstrahlung auf die Haut gebildet wird. Das Vitamin-D ist reichlich in einigen fettreichen Fischen z. B. Lachs, Blaubarsch und Schwertfisch, in einigen Pilzarten und in Lebensmittel enthalten, die mit Vitamin-D angereichert sind, beispielsweise Milch und Säfte. Die tägliche Einnahmedosis des Vitamins liegt bei 800 Einheiten, gerade im Winter bei minimaler Sonneneinstrahlung auf die Haut ist das für viele Menschen nicht machbar. Diese Empfehlung ist für Patienten mit einer Darmkrankheit mit Malabsorption noch unrealistischer. Diese Patienten benötigen eine gezielte Therapie.

Die Therapie eines Vitamin-D-Mangels basiert auf zwei Säulen: ausreichende Sonneneinstrahlung auf der Haut und Vitamin-D Ergänzungspräparate. Die erste Therapiemöglichkeit kann zu einer ausreichenden Vitamin-D Konzentration führen. Es wurde jedoch festgestellt, dass Patienten mit chronischer Bauchspeicheldrüsenentzündung schlecht Vitamin- D3 über die Haut bilden können und ein hohes Maß an Sonneneinstrahlung lässt die Wahrscheinlichkeit, an Hautkrebs zu erkranken, wesentlich ansteigen. Die Vitamin-D Ergänzungspräparate bieten eine gute Alternative. Allerdings soll bei der Entscheidung der Dauer und Dosierung die Spezifitäten einer Malabsorption berücksichtigt werden, da die Absorption des Vitamins von der intakten Absorptionsfläche der Dünndarmepithelzellen abhängig ist. Diese ist z.B. bei Colitis Ulzerosa im Wesentlichen vorhanden, hier ist hauptsächlich der Dickdarm betroffen. Diese Patienten werden von einer niedrigeren Dosierung profitieren. Hingegen ist bei Patienten mit Morbus Chron, Zöliakie und Kurzdarmsyndrom die Absorptionsfläche des Dünndarms signifikant reduziert, die Aufnahme des Vitamins ist daher stark eingeschränkt. Die Fettmalabsorption ist ein wesentliches Merkmal der chronischen Pankreatitis und zystischen Fibrose und da das Vitamin D ein fettlösliches Vitamin ist, wird es bei Fettmalabsorption schlecht gespalten und es geht durch chronische Durchfallerkrankungen vermehrt verloren. Die verringerte Aufnahme von Vitamin-D aus dem Darm oder der starke Verlust erklären, warum eine tägliche Einnahme von bis zu 800 IE Vitamin-D für die Normalisierung des Vitamin-D-Status bei Patienten mit chronischen Magen-Darm-Erkrankungen nicht ausreichen würde. Diese Patienten benötigen Langzeitbehandlungen mit höheren Dosen.

Wann können Sie das Laborprofil anfordern (mind. 2 sollen zutreffen)?

  1. Sie ernähren sich vegetarisch oder vegan und nehmen die Vitamine nicht als Ergänzungspräparate zu sich
  2. Sie haben eine unklare Blutarmut (Anämie) oder Knochenproblem
  3. Es besteht ein Verdacht auf Nährstoffmangel 
  4. Sie nehmen oft Antibiotika, PPIs (Protonenpumpenhemmer, hemmen die Säureausschüttung im Magen), NSAIDs u.a. Ibuprofen oder ASS
  5. Die chronischen Magen-Darm-Beschwerden lassen sich sehr schwer behandeln   
  6. Es besteht ein Verdacht auf das Leaky-Gut-Syndrom und/oder Darmdysbiose
  7. Sie leiden oft an bakteriell bedingten oder viralen Erkrankungen
  8. Sie haben oft Stress und ernähren sich nicht ausgewogen.