Mastzellaktivierungssyndrom

Das Mastzellaktivierungssyndrom (MCAS) ist eine Form der Mastzellaktivierungserkrankung (MCADmast cell activation disease). Eine andere Form der MCAD ist die systemische Mastozytose (SM), bei welcher ungewöhnlich viele Mastzellen in der Haut und anderen Organgeweben verkommen. SM kommt deutlich seltener vor und verläuft meist gutartig. Sowohl bei der SM als auch bei der MCAS kann es jedoch auch zu bösartigen Transformationen kommen. Das genau Risiko ist hierbei nicht bekannt, es wurde jedoch berichtet, dass Patient:innen mit MCAS in manchen Fällen parallel an Melanomen und anderen Krebsarten (wie Schilddrüse, Brust, Gebärmutterhals und Eierstöcke) erkranken.

Beschwerden und Organbeteiligung bei MCAS 

  • Allgemein: Müdigkeit, Fieber, Gewichtsverlust oder -zunahme
  • Hals, Nasen und Ohren: Konjunktivitis, Tinnitus, Hörverlust, Rhinitis, Sinusitis, Halsschmerzen, chronische Rhinorrhoe, Niesattacken
  • Haut: Juckreiz, akute Rötung der Haut (Flush-Symptome), selten Nesselsucht, Angioödem und andere Exantheme
  • Neurologische Symptome: Kopfschmerzen, Migräne, Gehirnnebel, Angstzustände, Hitzewallungen
  • Herz-Kreislauf: Schmerzen in der Brust, Herzklopfen, Blutdruckabfall, Schwindel
  • Urogenitale Symptome: Störung bei Wasserlassen.
  • Magen-Darm-System: Sodbrennen, Dysphagie, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Blähungen, Verstopfung, Abdominalschmerzen
  • Leber: Erhöhte Transaminasen, Vergrößerung der Leber
  • Muskel-Knochen: Muskel- und Gelenkschmerzen, Schwellung


MCAS und Magen-Darm-Beschwerden

Studien konnten zeigen, dass die Anzahl der Mastzellen und Mastzellmediatoren (Tryptase und Histamin) in den Darmgewebsproben von Patient:innen mit Reizdarmsyndrom erhöht sind. Ihr Anteil stand dabei in direktem Zusammenhang mit der Stärke der Abdominalschmerzen. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass spezifische MCAS-Therapien ebenfalls eine positive Wirkung auf RDS-Patient:innen zeigten. Daraus wird der Rückschluss gezogen, dass die Mastzellen mitverantwortlich für die viszeralen Hypersensitivität (ein überempfindliches Magen-Darm-System) bei RDS-Patient:innen sind.

Bei ca. 31 % der MCAS-Patient:innen konnte ebenfalls eine bakterielle Fehlbesiedlung des Dünndarms (sogenannte SIBO) festgestellt werden – bei der Kontrollgruppe war das nur bei 10 % der Fall. Die Vermutung liegt deshalb nahe, dass die Entzündungsmediatoren der Mastzellen eine Störung der Magen-Darm-Beweglichkeit verursachen und dadurch eine SIBO hervorrufen können. In diesem Fall ließen sich die Durchfälle und Blähungen bei MCAS-Patient:innen durch die SIBO-Begleitung erklären.

Ebenso wie Durchfall und Blähungen ist auch Verstopfung ein häufiges Problem bei MCAS-Patient:innen. Um diesem Symptom auf den Grund zu gehen, untersuchte eine Studie Darmproben von Patient:innen mit schweren Obstipation, nachdem operativ ein Darmabschnitt entfernt wurde. Sie fanden heraus, dass sich die Mastzellen hier nahe am Nervengeflecht der Darmwand und in den Muskelschichten sammelten, was zu einer Beeinträchtigung der Darmbeweglichkeit beitragen kann.

Dysbiose, SIBO und Nahrungsmittelunverträglichkeiten können die Anhäufung und Aktivierung der Mastzellen im Darmgewebe stimulieren. Diese wiederum können die entzündlichen Mediatoren freisetzen und daher T-Lymphozyten aktivieren, welche die Mastzelle noch weiter stimulieren. Dadurch werden weitere Mediatoren freigesetzt, welche die Darmdurchlässigkeit (Leaky Gut Syndrom) fördern und vermehrt bakterielle Bestandteile (Lipopolysaccharide) ins Blut schleusen. Nach außen hin sichtbar wird das als erstes durch moderat erhöhte Leberwerte, welche bei MCAS-Patient:innen auf 44 % angestiegen waren.

MCAS Diagnostik 

Wurden alternative Diagnosen ausgeschlossen, kann eine MCAS-Diagnostik in Betracht gezogen werden. Hierfür sollten mehrere Nebenkriterien und alle Hauptkriterien erfüllt sein. Zu den Hauptkriterien zählen die oben aufgeführten Symptome, welche von zwei oder mehreren Organe ausgehen. Zu den Nebenkriterien zählen (1) Nachweis einer erhöhten Konzentration von Mastzellmediatoren im Blut und/oder Urin (u.a. Histamin, Prostaglandin D2, Tryptase, Chromogranin A), (2) klinisches Ansprechen auf die MCAS-spezifische Therapie sowie (3) ≥20 Mastzellen in histologischen Proben aus Magen-Darm-Proben.

MCAS Behandlung

Die Behandlung von MCAS umfasst die Identifizierung sowie Vermeidung möglicher Auslöser und wird ergänzt durch die Einnahme von Antihistaminika und Medikamenten zur Stabilisierung der Mastzellemembran. Oftmals sind die Patient:innen selbst dazu in der Lage, Hinweise auf auslösende Faktoren zu liefern und bestimmte Nahrungsmittel, Kombinationen aus Nahrungsmitteln, Temperaturen, Medikamente sowie andere physiologische und emotionale Stressoren zu nennen, welche ihre Magen-Darm-Beschwerden begünstigen.