Leaky Gut Syndrom und Leberfunktion

Die Darm-Leber-Achse und Leberkrankheiten

Beide Systeme sind durch eine natürliche Barriere, welche Schleim, Darmepithelzellen und die Tight Junctions (das sind schmale Bänder aus Membranproteinen mit Barrierefunktion, abgekürzt: TJ) umfasst, getrennt. Diese Barriere ermöglicht, dass die Darmbakterien und deren Produkte nicht mit den Immunzellen in Verbindung treten. Bei Magen-Darm-Krankheiten kann diese Barriere aufgelockert werden, die Antigene wie pathogene, d.h. krankheitserregende Mikroorganismen und Allergene aus der Nahrung können diese Barriere passieren, über die Pfortader zur Leber gelangen und dort Immunzellen aktivieren. Als Ergebnis dieser Aktivierung werden entzündungsauslösende Botenstoffe wie Zytokine (Immunsystem) und Chemokine (Signalproteine, die eine Wanderungsbewegung der Zellen auslösen) vermehrt freigesetzt. Diese Mediatoren (Botenstoffe) können eine Schädigung der Leberzellen verursachen sowie Kupfferzellen, das sind ortsständige Fresszellen der Leber, aktivieren, die eine Vernarbung der Leber verursachen  können. 
 

Die nichtalkoholische Fettlebererkrankung (NAFLD) ist die weltweit am häufigsten auftretende chronische Lebererkrankung. In westlichen Ländern sind inzwischen 25 – 30 % der Bevölkerung von dieser Krankheit betroffen. NAFLD ist in den Vereinigten Staaten die häufigste Ursache für Lebertransplantationen bei Frauen, beim männlichen Teil der Bevölkerung wird dies über kurz oder lang wahrscheinlich ebenso der Fall sein. Laut zahlreichen Studien spielt das Darmmikrobiom eine wichtige Rolle in der Gesundheit und Krankheit. Die Rolle des Darmmikrobioms bei NAFLD (Fettleber) ist beispielsweise immer noch umstritten, obwohl Tier- und Humanstudien darauf hindeuten, dass die Fettleber durch Dysbiose entstehen kann. Bei Patient:innen mit NAFLD findet man häufig eine spezielle Art der Dysbiose wie die bakterielle Dünndarmfehlbesiedlung (SIBO). Eine Studie hat Patient: innen mit NAFLD auf das Vorhandensein einer SIBO und des Leaky Gut Syndroms untersucht. Im Vergleich zu gesunden Probanden wurden Darmpermeabilität und SIBO bei NAFLD- Patient:innen signifikant häufiger festgestellt§

Alle gramnegativen Darmbakterien unseres Darmmikrobioms (also gute und nicht gute) besitzen auf dem äußeren Zellmembran spezielle Proteine, sogenannte Lipopolysaccharide (LPS), die die Darmbakterien von schädlichen Faktoren schützen. Bei fakultativen Darmbakterien wie u.a. E. coli, Klebsiella, Enterokokken und Clostridien, also bei denen, die unter bestimmten Bedingungen (u.a. bei Dysbiosen, Antibiotika-Therapie) infektiöse Darmkrankheiten auslösen können, werden die LPS von unserem Immunsystem als krankmachende Substanzen empfunden. Die LPS von fakultativen grammnegativen Bakterien sind besonders schädlich und werden daher als Endotoxine bezeichnet. Die Endotoxine können die Darmbarriere schädigen und tragen wesentlich zur Entstehung des Leaky-Gut-Syndroms bei. Sie gelangen dadurch vermehrt in den Blutkreislauf. Wenn bakterielle Endotoxine in den Blutkreislauf eintreten, nennt man das bakterielle Translokation (BT). Zur Bekämpfung einer erhöhten Konzentration von Endotoxinen wird das Immunsystem systemisch aktiviert, was wiederum systemische entzündliche Prozesse auslöst, die zur Entstehung von Leberkrankheiten führen können. Die quantitative Darmflora-Analyse umfasst eine Keimzahlbestimmung von fakultativen Darmbakterien, insbesondere derjenigen, die schädliche Endotoxine besitzen. Zudem werden Keime mit ausgeprägtem proteolytischem Stoffwechsel und Pilze bestimmt.

Bis heute ist die einzige wirksame Strategie bei der NAFLD-Behandlung die Gewichtsreduktion (mind. 5 % des Körpergewichts) bei übergewichtigen Personen. Spezielle medikamentöse Therapien sind nicht zugelassen. Man hat daher verschiedene Therapieoptionen untersucht, welche u.a. die Behandlung von Dysbiosen, Normalisierung der Darmdurchlässigkeit und Reduktion der Lipopolysacchariden (LPS) im Blut umfassten.      

Eine Studie zeigte, dass die westliche Ernährungsweise schon im Verlauf von einem Monat zum Anstieg des LPS-Blutspiegels um etwa 71% führte§.  Es wurden daher verschiedene diätische Maßnahmen zur Reduzierung von Endotoxinen im Blut untersucht. Eine mediterrane Diät kann tatsächlich zur Verringerung des LPS-Blutspiegels im Blut beitragen§. Als noch wirksamer erwies sich eine sechsmonatige Diät mit fettarmer und kohlenhydratreicher Kost. Damit konnte der LPS-Blutspiegel (in Relation zur mediterranen Ernährung) noch weiter reduziert werden§

Zur Vorbeugung und Behandlung verschiedener Stoffwechselerkrankungen wie u.a. NAFLD versucht man inzwischen Probiotika oder Präbiotika einzusetzen§. Probiotische Bakterien sind dafür bekannt, das pathogene Bakterienwachstum zu reduzieren und die Darmbarriere zu schützen. Die Probiotika können die erhöhten Leberwerte und Entzündungsmarker normalisieren sowie die NAFLD-Progression durch Hemmung der durch die von Lipopolysacchariden (LPS) verursachten Entzündung verlangsamen§§. Ein Antibiotikum, das für die Regulierung der Darmflora ohne systemische Wirkung bekannt ist, verbesserte tatsächlich den klinischen Zustand von Patient:innen mit NAFLD/NASH und schaffte es, Leberwerte und LPS im Blut zu verringern§

Wann können Sie das Laborprofil anfordern (der erste plus mind. ein weiterer Punkt sollen zutreffen)?

  1. Unklare Leberbelastung (unklare erhöhte Leberwerte)
  2. Die chronischen Magen-Darm-Beschwerden lassen sich sehr schwer behandeln   
  3. Bei Ihnen wurde eine chronische Magen-Darm-Krankheiten diagnostiziert 
  4. Sie haben andere chronischen Krankheiten, u.a. Leberkrankheiten, Diabetes Mellitus (I, II, III), Nierenkrankheiten, Funktionsstörung der Schilddrüsenfunktion, Autoimmunerkrankungen, allergische Krankheiten, Histaminintoleranz und Mastzellaktivierungssyndrom 
  5. Sie leiden oft an bakteriell bedingten oder viralen Erkrankungen 
  6. Sie nehmen oft Antibiotika, PPIs (Protonenpumpenhemmer, hemmen die Säureausschüttung im Magen), NSAIDs u.a. Ibuprofen oder ASS 
  7. Sie haben oft Stress und ernähren sich nicht ausgewogen
  8. Kontrolle der LGS- und BT-Behandlung