Eisenmangel

Blutarmut (Anämie) ist die häufigste Komplikation des Eisenmangels. Wesentliche Gründe des Eisenmangels sind Eisenverluste durch chronische Blutung, die verminderte Eisen-Aufnahme mit der Nahrung und schlechte Absorption im Darmsystem. In den Industrieländern ist die Regelblutung bei Frauen unter 50 Jahren die Hauptursache der Eisenverluste sowie Tumoren bei Männern und Frauen ≥ 50 Jahren.

Erythrozyten und Hämoglobin werden durch spezialisierte Knochenmarktzellen, den sogenannten Erythroblasten produziert, der Prozess wird als Erythropoese bezeichnet. Die Erythroblasten benötigen u.a. das Eisen in ausreichender Konzentration für die normale Erythropoese. Entsprechend müssen die Erythroblasten täglich mit 30–40 mg Eisen versorgt werden, um 30 pg des Hämoglobins zu produzieren. Insgesamt produzieren sie etwa 6 g Hämoglobin pro Tag. Der Eisenbedarf ist daher enorm hoch.

Der Eisenmangel lässt sich in unterschiedliche Stadien einteilen. Bei einem Eisenmangel im frühen Stadium wird der Eisenspeicher langsam entleert. Hier steht gerade noch ausreichend Eisen für die Erythropoese zur Verfügung. Die Blutarmut (Anämie) ist daher noch nicht nachweisbar. Das Stadium kann nur durch die Bestimmung der Ferritin-Konzentration nachgewiesen werden. Das Ferritin gibt die Information über den Zustand des Eisenspeichers wieder. Seine Konzentration ist in diesem Stadium erniedrigt. Personen mit Eisenmangel im frühen Stadium geben noch keine Beschwerden an. Die Risikopersonen für dieses Stadium sind Kleinkinder, Jugendliche, Leistungssportler, Blutspender, Vegetarier und Frauen im gebärfähigen Alter. 

Die Spätfolgen eines chronischen Eisenmangels ist Eisenmangelanämie. Die Ursachen eines Eisenmangels könne hier unterteilt werden in absoluten und relativen (oder funktionellen) Mangel. Bei absolutem Eisenmangel wird das Eisen in benötigter Konzentration in Folge einer Eisenmangelernährung, schlechter Absorption durch den Dünndarm oder einem erhöhten Eisenverlust durch Blutungen fehlen. Bei einem funktionellen Mangel liegt eine Eisen-Verteilungsstörung vor, wobei das Eisen im Körper ausreichend verfügbar ist. Die Immunzellen wie z.B. Makrophagen benötigen das Eisen zum Wachstum, daher speichern diese das Eisen bei chronischen entzündlichen Krankheiten jeglicher Ursachen (u.a. Infektionen, Autoimmunkrankheiten, Magen-Darm-Krankheiten, Diabetes Melitas, Zöliakie, Leber- und Nierenkrankheiten, Tumore) vermehrt ab, freies Eisen steht für die Erythropoese nicht zur Verfügung. Diese Form der Eisenmangelanämie wird auch als Anämie der chronischen Krankheiten bezeichnet und ist schwer zu behandeln, da Diagnostik und Behandlung der zugrundeliegenden Erkrankung parallel zur Eisensubstitution erforderlich sind.

Bei relativem oder absoluten Eisenmangel fehlt den Erythroblasten das Eisen in notwendiger Konzentration zur Aufrechterhaltung der normalen Hämoglobin-Produktion. Das Hämoglobin wird in den Erythrozyten weniger gepackt, sodass sie immer kleiner werden. Abhängig von der Größe der Erythrozyten und dessen Hämoglobin-Gehalt kann man das Ausmaß des Eisenmangels und daher die Schwere der Anämie beurteilen. Die Klinik der Eisenmangelanämie ist daher von der Schwere der Anämie abhängig und kann sich äußern durch leichte Symptome wie Blässe, Müdigkeit, Schwindel, allgemeines Schwächegefühl, Hautprobleme bis zu schweren Infektionen und Symptomen des chronischen Sauerstoffmangels.

Zur Diagnostik eines Eisenmangels und einer Eisenmangelanämie werden wir Ihr Blut untersuchen, um die Information über Eisenspeicher, über die Konzentration des funktionellen Eisens sowie Information, ob eine Anämie, ein entzündlicher Prozess oder eine Magen-Darm-Blutung vorliegen, zu erhalten.

Die Therapie eines Eisenmangels und einer Eisenmangelanämie wird die folgenden Schritte einschließen:

1. Identifizierung des aktuellen Eisenstatus und Anämie (Screening und ggf. weiterführende Diagnostik wie u.a. Eisenbelastungstests, Hepcidinspiegel)
2. Untersuchung und Behandlung der zugrundeliegenden Ursachen (weiterklärende Diagnostik wie z.B. Suche nach Blutungsquellen oder Zöliakie)
3. Eisensubstitution.

Die Eisenpräparate können oral und intravenös verabreicht werden. Orales Eisen ist eine gute Option, um Patienten mit stabilem Zustand zu behandeln. Eine intravenöse Eisentherapie kommt in Betracht, wenn z.B. ein schlechtes Ansprechen auf orales Eisen bei schwerer Eisenresorptionsstörung vorliegt oder wenn es eine Indikation für eine schnelle Normalisierung des Hämoglobins gibt. Schwere Formen der Eisenmangelanämie werden durch die Bluttransfusion von Erythrozyten behandelt. Wir werden abhängig von Laborergebnissen und den Daten Ihrer Anamnese die weiterklärende Diagnostik und eine Therapieoption empfehlen.

Wann können Sie das Laborprofil anfordern (mind. 2 sollen zutreffen)?

  1. Bei unklarer Eisenmangel oder Blutarmut (Anämie)
  2. Sie haben chronische Krankheiten u.a. der Leber, Schilddrüse, Nieren, Diabetes Melitas oder Autoimmunkrankheiten
  3. Sie haben unregelmäßige Regelblutungen, Teerstuhl oder Blutbeimengungen im Stuhl
  4. Sie ernähren sich vegetarisch oder vegan 
  5. Sie nehmen oft Antibiotika, PPIs (Protonenpumpenhemmer, hemmen die Säureausschüttung im Magen), NSAIDs u.a. Ibuprofen oder ASS
  6. Die chronischen Magen-Darm-Beschwerden lassen sich sehr schwer behandeln   
  7. Es besteht ein Verdacht auf das Leaky-Gut-Syndrom und/oder Darmdysbiose
  8. Sie leiden oft an bakteriell bedingten oder viralen Erkrankungen
  9. Sie haben oft Stress und ernähren sich nicht ausgewogen.